„Ich komme nicht an dich ran“, „du lässt mich verhungern“, das sind die Sätze, die fallen, wenn Menschen einen Partner haben, der oder die „mauert“.
Wenn wir davon sprechen, dass jemand mauert, dann meinen wir meist, dass ein Mensch sich in sich zurück zieht. Er/Sie schweigt – und wir wollen reden. Wir sprechen vom Mauern, wenn wir das Gefühl haben, unsere/n PartnerIn emotional nicht mehr zu erreichen, wir keinen Kontakt bekommen, obwohl wir diesen so nötig haben.
Wenn ein Partner mauert, dann bedeutet dies eine Beziehungsunterbrechung für die Partnerschaft. Die Verbindung geht verloren. Das kann starke Gefühle und Ängste im anderen auslösen. Oftmals versucht diese dann noch stärker an den mauernden Partner heranzukommen. So kann es zu einer Negativschleife kommen, die an den Grundfesten der Beziehung rüttelt.
Interessanterweise kommt das Phänomen des „Mauerns“ am häufigsten in Konfliktsituationen vor. Ein Konflikt bringt oftmals Seiten in den Partnern zum Vorschein, die sonst eher verborgen sind. Ein Konflikt ist immer eine Stresssituation. Damit wir diese Situation konstruktiv bewältigen können, brauchen wir einige grundlegende Fähigkeiten.
Diese Fähigkeiten sind:
- Die Metaebene halten zu können
- D.h. ich kann beobachten, was gerade zwischen uns passiert und es analysieren
- In der Lage zu sein, das eigene Stresslevel aktiv regulieren zu können
- D.h. den eigenen Erregungszustand innerlich zu spüren und ihn regulieren können
- Gefühle und Bedürfnisse spüren und benennen können
- D.h. kann ich spüren und ausdrücken, welche Gefühle ich spüre und ich kann sagen, was ich von meinem Partner brauche und darum bitten (nicht fordern)
- Der anderen Person den „Benefit of doubt“ geben können
- D.h. auch im Konflikt daran zu glauben, dass mein Gegenüber mir nichts Böses will
Diese Fähigkeiten sind vielen von uns nicht mitgegeben worden. Wir müssen sie uns aktiv als Erwachsene aneignen.
Bei Stress fährt die Aktivität des präfrontalen Kortex um bis zu 60% zurück und wir können kaum noch überlegt reagieren. Außerdem werden viele alte Verletzungen und Verhaltensmuster in uns aktiviert, Das führt dazu, dass wir kaum noch auf die aktuelle Situation, sondern eher auf unsere Geschichte und alten Erfahrungen reagieren. Dies ist uns allerdings kaum bewusst.
Das „Mauern“ kann also ganz andere Gründe haben, als man annimmt. Ein Partner, der mauert, reagiert oft aufgrund alter Erfahrungen von Überwältigung und Stress. Oftmals kann er/sie die momentane Stresssituation im Konflikt nicht mehr regulieren und wird sprachlos.
Es ist für die Partner sicher gut, in einem entspannten Moment über dieses Verhalten zu sprechen und gemeinsam herauszufinden, was in diesen Momenten im betroffenen Partner passiert.
Außerdem sollte es Raum geben, dass auch der Partner/die Partnerin zu Wort kommt, die gegen die Mauern anrennt bzw. an ihnen abprallt. Auch diese „Partei“ muss sich gesehen und gefühlt fühlen, damit eine Reparatur der Beziehungsunterbrechung stattfinden kann.
Nur wenn beide Partner gemeinsam neue Wege suchen und diese miteinander in der Beziehung etablieren, wird es eine Möglichkeit geben, konstruktive Wege zur Konfliktbewältigung zu finden und die Mauern zu überwinden.
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