Wie entsteht eigentlich Leid und warum leiden wir?
Ein großes und spannendes Thema in unserer heutigen Zeit ist „LEID“und „SCHMERZ“. Schmerz….Leid
Gibt es einen Unterschied zwischen Leid und Schmerz, und wenn ja, was kommt zuerst? Verkürzt kann man sagen: Leiden entsteht oft, wenn ich den Schmerz nicht zulassen will. Schmerzen entstehen, wenn uns etwas wehtut, wenn wir verletzt sind, wenn wir etwas Wichtiges verlieren, wenn eine Beziehung in die Brüche geht, wenn jemand stirbt oder wenn wir krank werden.
Aus Schmerz in der Kindheit wird Leid im Erwachsenensein
Machen wir uns nichts vor, wir alle kennen dieses Gefühl von Schmerz, dem wir lieber aus dem Wege gehen möchten. Aber so ist das Leben leider nicht gestrickt!
Ich möchte sogar noch einen Schritt weiter gehen:
das Dilemma ist, dass wir uns vor allem den Schmerzen unserer Kindheit nicht stellen. Diese „dauerhaft“ unterdrückten Schmerzen lassen im Laufe der Jahre Leid entstehen! Was uns dann irgendwann auffällt ist dieses Grundgefühl von:
“mir geht es nicht gut“
„ich leide still vor mich hin“
„ich fühle mich lustlos“ –
„ich habe Schmerzen, sowohl physisch als auch psychisch“
Bin ich – wie schon erwähnt – nicht bereit, mir diesen Schmerz genauer anzuschauen, entsteht auf Dauer Leiden.
Bei körperlichen Wunden würdest du jeden für verrückt halten
Schaue ich seelische Verwundungen nicht an, dann ist das, wie eine physische Wunde zu ignorieren, sie weder zu reinigen noch sauber zu machen noch zu behandeln. Ich klebe stattdessen ein Pflaster drauf, um sie zwar zu schützen, aber auch um sie nicht mehr zu sehen.
Doch dann fängt die Wunde u.U. an, sich zu entzünden und der Heilungsprozess verzögert sich – wenn sie überhaupt abheilt.
Wie kann jetzt aber die Alternative aussehen?
Wenn ich die Wunde reinige und mir genauer anschaue, wie sie entstanden wird es noch sehr weh tun. Behandle ich sie jetzt mit Jod wird der Schmerz noch schlimmer werden…..aber:
die Wunde bekommt die Chance zu verheilen und zwar von Grund auf. Es wird vielleicht eine Weile dauern und es wird eine Narbe zurückbleiben, die aber nicht mehr so schmerzlich ist wie eine entzündete Wunde.
Chronisch – körperlicher Schmerz
Das trifft selbstverständlich nicht auf alles was im Leben passiert zu, denn manche Dinge hören trotz wohlwollender Pflege einfach nicht auf, weil ich vielleicht dauerhaft krank bin oder dauerhaft Schmerzen habe.
Aber auch da kommt es darauf an, wie ich mit diesen Zuständen umgehe und wie ich mich den Schmerzen stelle. Kein leichter Prozess, aber ein letztendlich doch zufriedenstellenderer als der, sich permanent gegen die Schmerzen zu wehren. Unterstützung kann dabei sehr hilfreich sein.
Strategien der Schmerzvermeidung und wie daraus Leiden entsteht
1. Wir wollen zum Beispiel einen Konflikt in unserer Beziehung nicht austragen weil unsere Angst vor den Konsequenzen einfach zu groß ist. Das, was dann an Stelle der Konfrontation – die vielleicht schmerzhaft wäre – geschieht, ist langes Leiden.
2. Vielleicht weiß ich auch, diese Beziehung tut mir nicht gut, ich müsste sie eigentlich beenden. Aber ich will diesen Schmerz unbedingt vermeiden und fange stattdessen an zu leiden – was zur Konsequenz hat, dass mein Leben auf Dauer freudloser wird.
3. Oder ich bin in einem Beruf, der mich nicht glücklich macht – ich vermeide den Schmerz und die Angst, dass ich meine finanzielle Sicherheit aufgeben muss und werde nicht kündigen, stattdessen leide ich lange.
4. Ich möchte einen Konflikt mit einer Freundin nicht angehen, weil ich fürchte, verletzt zu werden.
Ich kann die Liste endlos fortsetzen, aber jede/r von uns weiß aus seinem eigenen Leben, wie wir Schmerzen vermeiden.
Wichtig ist zu erkennen, wann ich eine schwierige Situation verändern kann…auch auf die Gefahr hin, verletzt zu werden und Schmerzen zu erfahren.Wir haben oft Angst vor akutem aktuellen Schmerz und es ist uns nicht so richtig bewußt, dass wenn wir diesen vermeiden, daraus ein zähes Leiden werden kann und sogar eine anhaltende Unzufriedenheit, die eine viel längere Auswirkung hat und oft zu einem anhaltendem Leiden führt!
Sicherheit als Gegenspieler zu Mut
Vielleicht magst du dir einmal anschauen, wo in deinem Leben du leidest und welchen Schmerz du vermeiden möchtest.
Vielleicht gibt es ja etwas zu verändern?
Wenn du dich traust und den Mut hast, dem Schmerz zu begegnen – und ja, es wird eine Weile weh tun – dann wird sich auch etwas verändern können in deinem Leben.
Wenn wir jedoch leiden, bleibt oft alles so wie es ist.
An dieser Stelle spielt die Sicherheit eine große Rolle. Wir bleiben lieber an Orten, die uns nicht gut tun und die uns Schmerz und Leid zufügen als den Mut aufzubringen, uns den Konflikten zu stellen und somit auch den etwaigen Schmerz zu ertragen.
Sicherheit ist tatsächlich manchmal nur der „Misthaufen“ den ich kenne. Dann traue ich mich nicht, daran was zu verändern weil ich fürchte, dass es dann wohlmöglich einen noch „größeren Misthaufen“ gibt.
Aber die Wahrheit ist, dass ich das nicht weiß und ich es auch nicht herausfinde, wenn ich mich nicht traue!
Vielleicht gibt es stattdessen auch eine grüne Wiese?
Es liegt zwar in unserer menschlichen Natur, die Sicherheit zu suchen und wir haben Angst vor der Ungewissheit, aber gleichzeitig langweilen wir uns zu Tode, wenn es immer nur sicher ist! Auch das wird jede/r von euch kennen?
Das müssen wir lernen in uns zu verhandeln. Immer wenn du merkst, du fängst an unter etwas bestimmten zu leiden, dann würde ich mich an deiner Stelle fragen:
Welchen Schmerz vermeide ich?